Von der Leier haben wir sicher schon einmal gehört: ein altertümliches
Instrument, z.B. die keltische
Lyra oder die lyra der Griechen, die auch kithara heißt ( = die Wurzel des
Wortes "guitarra"). Die alten Schriftsteller, z.B. Plato,
berichten, wie die Klänge der Leier im Mysterienspiel zu Bereicherung
und Verwandlung des Menschen beigetragen
haben. Geradezu magische Wirkung
- im positiven Sinn - wird ihr zugeschrieben in manchen alten
Erzählungen und Mythologien. Die harmonisierende Wirkung ihres Klanges
habe nicht nur Menschen verwandelt, sondern auch Tiere und mythologische
Wesen verzaubert.
So wird von dem sagenhaften Orpheus
erzählt: Als dieser in die Unterwelt hinabstieg um Euridice zu suchen,
-gewissermaßen sein eigens höheres Wesen-, bezaubert er alle, die
ihm begegnen: "Persephone wird von seinem Singen überwältigt.
Die Erynnien, die vier Totenrichter, weinen. Der Höllenhund wird besänftigt,
die Parzen nehmen den Lebensfaden wieder auf.
Charon verläßt seinen Nachen und kommt, um zu lauschen. Die Schatten
der Toten scharen sich um den heiligen Sänger, die Büsser vergessen
ihre Qualen, die Peiniger lassen, solange Orpheus singt, von ihnen
ab. In die Welt der Toten weht ein Atemhauch des Lebens." (Karl
von Baltz)
Ein anderer Mythos erzählt, wie Amphion, ein Sohn des Zeus und
Begründer der Stadt Theben, die Leier spielte um die Stadt zu
errichten: während er spielte, ordneten sich die Steine zusammen und
erbildeten die Mauern.
*
Im Jahre 1926 machte der
Musikpädagoge Edmund Pracht seinem Freund Lothar
Gärtner Anregungen und inspirierte ihn mit einer einfachen Skizze
dazu, ein Saitenintrument zu bauen, das ähnlich wie die Harfe für
jeden Ton eine Saite habe, aber viel kleiner und handlicher sein
müsste. Er erhoffte sich dadurch ein Instrument, das durch seinen
Klang die behinderten Pfleglinge in
der Heilpädagogik
ansprechen würde und außerdem leicht zu spielen sei. Speziell an
die Leier im historischen Sinn dachte er dabei gar nicht. Die Weiterentwicklung
und vielseitige Anwendung in den folgenden Jahrzehnten sollte aber
zeigen, daß er mit seiner Initiative gerade diesem alten Instrument
zu einer ungeahnten Renaissance verholfen hat. Über die Heilpädagogik
hinaus fand die Leier bald auch ihre Anwendung im Kindergarten,
in der allgemeinen Schulpädagogik, als ein eine spezifische Stimmung
erzeugendes Instrument bei Märchenerzählern oder beim Marionettentheater. Auch in der Altenpflege, selbst bei der Sterbebegleitung hat die Leier ihre wohltuende harmonisierende Wirkung gezeigt. *
Paralell zu dieser Entwicklung entstand im Laufe der Jahre für all diese Anwendungsgebiete eine reiche Tonliteratur für Leier. Neben der Umschreibung bekannter Werke aus der Musikliteratur - soweit das für die Leier geeignet war - entstanden Werke für mehrstimmige Leierensembles, für Leierchor, virtuose Werke für Leiersolisten, Leier - Begleitstimmen für Gesang, Werke für Leier und andere Instrumente, für Puppentheater, für Jahreszeitenfeste und für den erneuerten Kultus in der Christengemeinschaft.
Im Kindergartenalter und
bis etwa die ersten 2 Schuljahre empfielt sich für die Leiermusik die
in der Waldorfpädagogik bewährte Quintenstimmung
(Pentatonik). Es gibt hierbei noch keine Halbtonschritte wie in
den fest geformten Dur - und Mollskalen. Statt dessen hat die
Musik einen eher atmenden, frei beweglichen, assoziativen Duktus. Für
diesen Zweck wurden eigens pentatonische Leiern gebaut, die auch in
Klangvolumen und Toncharakter dem Kind dieses Alters entsprechen und
es zu aufmerksamem Zuhören anregen.
Eine Grundschullehrerin
berichtet von einer geglückten Erzählstunde: "Ein Kobold,
der in der Nähe eines Sees in einer kleinen Höhle wohnt, lässt sich
von den Spinnen ein Netz spinnen, mit dem er auf Beutefang aus ist.
Zuerst fängt er einen kleinen Goldfisch, den er in einem Wasserglas
in seiner Höhle aufbewahrt. Ein Rabe kann das arme Tier befreien.
Das nächste Opfer ist ein Schmetterling, danach fängt er einen Frosch
mit einem Lasso, das er sich aus seinen Barthaaren gebunden hat.
Oma Morla wohnt ganz nah bei
Kinder blühen auf in Erlebnissen. Erlebnisse sind in diesem
zusammenhang Dinge, die von den Kindern gefühlt, erfahren und verbalisiert
werden. Es bleibt zu hoffen, daß mehr Lehrer den Mut finden zum
Singen, Spielen und Musizeren im Unterricht und somit eine größere
Vielfalt an Tönen, Stimmungen und Schwingungen in den Bildungs-
und Erziehungsprozess einfließen, als das gemeinhin vorgesehen und
vorgeschrieben ist." ( Die Geschichte stammt von Jakob
Streit aus seinem Buch "Liputto", Verlag Urachhaus) * Hören wir den Erfahrunfsbericht eines Lehrers (Schweiz): "Es war ein unruhiger Tag, die Kinder kamen unruhig und zerstritten aus der Pause. Wegen einer Besprechung kam ich zu spät. Den Aufruhr im Klassenraum hörte man schon von weitem. Wie die aufgebrachten Kinder beruhigen? Mit ein paar deutlichen Gebärden verwieß ich die Kinder an ihre Plätze. Ein Kind saß noch unter dem Lehrerpult. Ruhig nahm ich die Leier aus dem Koffer, setzte mich auf den Stuhl und begann zu spielen. Sofort kehrte Ruhe, Harmonie und Besinnung ein. Selbst das Mädchen unter dem Lehrerpult, das als wilde Schlägerin gefürchtet war, kam ganz zufrieden an ihren Platz zurück. Diese Ruhe und innere Ordnung hielt beinahe eine halbe Stunde an, in welcher die Kinder mit Wachskreiden hingebungsvoll den König zeichneten, wie er in der Abendstille über die geheimnisvolle Brücke ging, indem er auf seiner Leier spielte und dazu sang, während der Drache unter der Brücke schlief." * Eine Erzieherin aus einem Internat berichtet: "In meiner Kindergruppe habe ich einen 10-jährigen Buben, der von Zeit zu Zeit sehr unruhig und zerstreut ist. Dann macht er ganz dumme Sachen, von denen er hinterher selbst nicht sagen kann, warum er das gemacht hat. Das wird manchmal äußerst ärgerlich! Da habe ich angefangen, mit ihm drei mal wöchentlich Leier zu spielen: danach ist er immer wie umgewandelt! Ein ganz anderes Wesen kommt in dem Kind zum Vorschein. Ù Erfreulich
positive Erfolge erreichte man mit der
David-Harfe"
,
der
erweiterten Kinderleier von Lira
Aurelio auch
bei Kindern mit ADS - Auffälligkeiten
(ADS = Aufmerksamkeits - Defizit - Syndrom). Von Leier-Lehrern hörten
wir Berichte, daß bereits 2 - 3 mal wöchentlich regelmäßiges
Leierspielen mit der "David-Harfe"
,
begleitet von anderen pädagogischen Maßnahmen, bereits zu deutlichem Rückgang
der die soziale Umwelt oft sehr belastenden Auffälligkeiten führte.
Ganz gewiss eine nachhaltigere und gesündere Alternative zu Sedativa
oder Psychostimulanzia.
Heilpädagogische
Kinder kommen in der Regel mit den üblichen Schulmusikinstrumenten
nicht zurecht. Auch das Orff'sche Instrumentarium ist hier wenig
geeignet. Der Klang der Leier zieht aber erfahrungsgemäß die
Aufmerksamkeit der Betreuten an. Selbst kontakscheue, autistische Kinde
zeigen volles Interesse. Wie kann man das verstehen? Eines der
Geheimnisse der Leier liegt in dem verschwebenden Ausklingen der Töne, die nicht
wie bei nahezu allen anderen Musikinstrumenten kurz nach dem
Erklingenlassen gleich wieder abgedämpft werden. Aus einer Vielzahl von
Leiertypen, unterschiedlich in Tonlage und Tonumfang kann man auch für
ein ganz schwaches Kind das Insrument finden, auf dem es im freien,
selbständigen oder geführten Spiel zu eigenem, tätigem Musikerleben
kommt. Ich erlebte tief befriedigte behinderte Kinder, nachdem sie auf
einer Bordunleier ein in der Gruppe gesungenes Lied begleiten durften:
dazu werden drei Bordunleiern jeweils in Dreiklangstönen (von Tonica,
Subdominane und Dominante) gestimmt und drei Kinder müssen an den
jeweiligen passenden Liedstellen - der Lehrer hilft durch Zeichen - nur durch einfaches Über-die-Saiten-Streichen
den harmonischen Klang erzeugen. Man sah es ihnen an: sie hatten das Gefühl, daß sie eine wichtige Aufgabe gut erfüllt
haben !
Ein Musiktherapeut berichtet von der harmonisierenden Wirkung der
Leier auf seelenpflegebedürftige Kinder: Ein sechsjähriger Bub war schwer in den Schlaf zu
bekommen. Auch mit Leiermelodien
erreichte der Therapeut nichts: mit einer einer gewissen Zwanghaftigkeit machte
der Bub karrikierend die Melodie nach oder er griff ihr voraus. Erst als
er Akkorde spielte, wurde es anders. Das Kind lauschte hingebungsvoll dem
entstehenden Klang, die Atmung wurde allmählich tiefer und gleichmäßiger und
innerhalb kürzester Zeit war er eingechlafen.
-
Wer je in der
Heilpädagogik arbeitete, kennt die leidigen Probleme mit spastich gelähmten Kindern:
' Wir beobachten eine deutliche Lösung
aus der Verkrampfung, wenn wir sie Leierklänge erleben lassen.'
- Ein
überzeugendes Beipiel für den therapeutischen Wert der Leier lieferte
ein 7-jähriger Bub, der 'bisweilen von extremen
Unruhezuständen regelrecht ergriffen wurde.' Das konnte lebensbedrohliche
Formen annehmen, weil der Kreislauf drastisch absank. Abhilfe, oft schon im Vorstadium
solcher Zustände, bot folgende Vorgehensweise: der Therapeut lehnte das Kind mit
dem Rücken gegen eine große, tief gestimmte Tenorleier. Dann begann
er in gleichmäßigen Bewegungen Akkorde von unten nach oben
aufzubauen. Danach ließ er sie wieder nach unten hin abnehmen bis nur
noch der tiefste Ton erklang. Da diese Leier durch ihre starke Resonanz
leicht spürbare, angenehme Vibrationen bei dem Kind erzeugten, setzte die ausgleichende Wirkung
fast augenblicklich
ein. * Hören wir noch, was die betagte Fr. Elisabeth Gärtner aus ihrer Erfahrung mit bereits in höherem Alter Stehenden erzählen kann. Sie nennt es den ’... bezaubernden, lichterfüllten Klang der Leier...’, der ’... in seinen Verschwebungen alle Verkrampfungen und Bedrückungen des Alltags aus der Seele (nimmt). ’ Auch ‚dem Ungeübten (kann die Leier) wegen ihrer einfachen Handhabung beglückende Erlebnisse schenken. Selbst dem im Bett oder auf dem Rollstuhl Befindlichen kann die auf dem Schoß oder auf die Bettdecke gelegte Leier im Erklingenlassen der Saiten Freude und Friede geben.' Die Ängstlichkeit, man wisse ja nicht, w a s spielen, legt sich bald: die Leier sagt es einem. Eine besondere Rolle gewann die Leier in der Sterbebegleitung,
wenn es gilt, ‚.... mit der lösenden Wirkung dieser sanften, gleitenden
Musik und ihren die Schwere überwindenden Tönen ...’ den Menschen in
seinen letzten schweren Lebensstunden zum Schwellenübergang vorzubereiten. *
Die eingangs erwähnten
Schilderungen über die Wirkung der Leier erscheinen ja so phantastisch,
daß wir sie gewöhnlich ins Gebiet der Mythologie verbannen. Wenn wir
aber mit gutem Grund vermuten, daß die Menschen früherer Kulturen und
Lebensumstände wesentlich empfänglicher für musikalische Klänge
waren, so wird die ans Magische grenzende Wirkung der Musik,
insbesondere der Leier, doch eher verständlich. Uns heutige Menschen können
wir ja eigentlich nicht mehr als natürlich empfindend ansehen - werden
wir doch ungefragt und
gegen unseren Willen mit entsetzlich viel "akustisch-elektronischen
Reizen" überschwemmt. Da wir dabei ja eigentlich nicht mehr zu
einem innerlich berührenden Musik-Erlebnis kommen, nenne ich es auch
nicht mehr Musik. Und man muß weiter fragen: kann denn eine Maschine
wirklich Musik machen? Wo ist denn der Spieler, der in einer bestimmten
Situation, für die Zuhörenden im Moment musiziert?)
Daß die Leier seit ihrer Wiederentdeckung eine so ungewöhnliche
Verbreitung fand: können wir es nicht als Zeichen ansehen, daß eine
Empfänglichkeit für wahre, lebendige und unmanipulierte Musikklänge
wieder aufleben möchte und dazu auch ihrer besonderen Pflege bedarf? * Aktuelle
Meldung: Lebhaftes Interesse an der Leier in Japan
Im Dezember 2001 erhielt die japanische Sängerin Yumi Kimura einen der
wichtigsten Preise der japanischen Pop-Musik für ihren Song „All with
me“, bei dem nur
ein Instrument zu hören ist: eine Leier, die von Yumi Kimura
selbst gespielt wird. Daraufhin wurde die Leier wiederholt im Fernsehen
und auch in der Presse vorgestellt.
Erneut erregte dieser Song Aufsehen bei den Berliner Filmfestspielen
„Berlinale“, und zwar als Titelmusik des Zeichentrickfilms „Spirited
away“, der den Goldenen Bären erhielt, eine sehr hohe Auszeichnung.
In Japan war der Film bereits
2001 der Erfolgsfilm des Jahres. Offenbar wählte der Filmautor
die Leier, um das Erleben des Übersinnlichen erfahrbar zu machen. Seither
ist in Japan eine wachsende Nachfrage nach der Leier zu verzeichnen,
nicht nur bei japanischen Musikern, sondern auch z.B. in der Kindergartenpädagogik. * * * Wir möchten die Besucher unserer Internet-Seite darauf aufmerksam machen, daß die Leiern von Lira Aurelio durchaus sowohl dem Qualitäts-Standard als auch der Klangqualität der von Yumi Kimura gespielten europäischen Leier entspricht. Zudem liegen die Preise von Lira Aurelio zwischen 30 - 50 % unter den Anbietern aus Europa! * * *
Ein altes Musikinstrument ist wieder zu neuem, die Seele
bereichernden Leben erweckt worden. Mit den Mitteln des modernen
Instrumentenbaus, verbunden mit den Jahrhunderte alten Erfahrungen im
Bau von Saiteninstrumenten, entstand ein ganz neuer Kulturimpuls. Im Zuge der weiteren Verbreitung der Leier, über die Heilpädagogik hinaus, haben dann andere Instrumentenbauer diesen Impuls aufgegriffen, in eigenständiger Weise verändert und weiterentwickelt. Dabei wurde vor allem auch nach neuen Klängen gesucht, die in ihrem Charakter von den bisherigen klassischen Instrumenten nicht erzeugt werden können. So gibt es mitlerweile ein breites Spektrum von verscheidensten Leiertypen, angefangen von der kleinen 7-saitigen pentatonischen Leier, über Kinderleier, Kleine und Große Sopranleier, Solo-Sopranleier, Kleine und Große Altleier, Tenorleier, Baßleier, Bordunleiern, bis zu einer 54-saitigen großen harfenartigen Standleier
*
Bevor wir Sie im Folgenden mit den Leiern von
Lira
Aurelio
bekanntmachen, noch ein kleiner Hinweis
für absolute Anfänger im Leierspiel: Um erste befriedigene Erfolge
auf der Leier zu haben genügt in der Regel ein drei- bis sechsmonatiger
Grundkurs, z.B. in einer Kleingruppe, was auch finanziell immer tragbar
ist. Wegen Unterricht wende man sich an Leierspieler im Umkreis von
Waldorfschulen, anthroposophischer Heilpädagogik oder
Christengemeinschaft.
Mit der "Einführug in das Spiel der David-Harfe" (s.dieselbe
im Angebot ) hat man eine bewährte Anleitung zum Erlernen des
Leierspiels überhaupt, also auch für andere, größere Leiern.
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